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Bullitt - Der Kult-Film einer Autojagd

Bullitt - Der Film

Bullit Mustang Replika

Ich denke, wir brauchen niemand den Inhalt des Filmes zu erklären. Für diejenigen, die keine Ahnung haben - ja, der Film hat eine Handlung, aber die Hauptsache ist natürlich die berühmte Verfolgungsjagd durch die Hügel und Straßen San Franciscos. Hauptdarsteller neben Steve McQueen ist ein dunkelgrüner 68er Mustang mit 390er Motor und Vierfachvergaser sowie ein Dodge Charger. Wer mehr zu den Filmarbeiten wissen will und englisch kann, kann über die unten angegebenen Links mehr über die Dreharbeiten und die Stunts erfahren. Über die anderen Links gibt es Informationen zum Film selbst und zu den anderen Darstellern aus der California Movie Database. Den Bullit-Film gibt es u.a. auf Video und als DVD-Box in allen Virgin Shops.

Bullitt - Der Mustang
Die Experten unter Euch wissen natürlich, daß zwei Mustangs in dem Film verwendet wurden, die von Max Balchowski für die extremen Stunts präpariert wurden. Von den zwei Mustangs überlebte nur einer die Dreharbeiten. Dieses Fahrzeug befand sich lange in einer Scheune in Kentucky, wurde dann wegen zuviel Suchenden nach Tennessee verlagert und befindet sich heute in der Garage des Eigners. Der Besitzer weigert sich hartnäckig, das Fahrzeug fotografieren zu lassen oder auf andere Weise zugänglich zu machen. Recht hat er, denn das Mysterium muß einfach weiter bestehen. Außerdem zeigen die Spy Photos, daß es sich eigentlich "nur um einen alten Mustang" handelt. Weltweit gibt es einige Replikas des Mustangs, der ja nie Bullitt Mustang hieß, sondern dieses Attribut nur mit sich führt, weil wir es so wollen. Der wohl berühmteste gehört David Kunz, mit dessen Erlaubnis wir hier einige Bilder veröffentlichen dürfen.

Im August 1998 wurde übrigens auch ein angeblicher Original Bullit-Mustang in einer deutschen Zeitschrift angeboten und wohl auch für ca. 60.000 DM verkauft. Das Fahrzeug soll allerdings einen 289er Motor gehabt haben. Der neue Eigner dürfte sich nach näheren Nachforschungen wohl ziemlich geärgert haben, denn dieser Mustang war mit Sicherheit kein echter. Man sollte allerdings nicht mit dem Finger auf ihn zeigen, denn überall gibt es Newcomer, die eben im Vertrauen auf den Verkäufer etwas erwerben, was sich nachher als nicht wahr erweist. Wir sollten daher diese davor warnen. Tatsächlich hat uns der vorherige Eigner dieses Mustangs später noch mit Rechtsanwälten ermahnt, die Story nicht mit seinem Namen zu schmücken. Ohne weiteren Kommentar.

Nochmal: Der hier abgebildete ist nicht der echte Bullitt Mustang, sondern die Replika von David Kunz. Das Fahrzeug wurde im FORD PUMA Werbespot verwendet.



Ein Kommentar von David Kunz

Bulli Mustang

"Ich habe mit Jim Smart von Mustang & Ford den derzeitigen Besitzer des echten Bullitt-Mustang ausgemacht und das Fahrzeug soll tatsächlich in besagter Scheune stehen. Max Balchowski, der die Fahrzeuge damals präparierte, sagte mir mal, das eine ganze Reihe von Replikas auf den Straßen damals schon herumfuhren und die Leute von der Transportation Division von Warner Bros haben hieran auch mitgewirkt, daß es solche Pseudo-Fahrzeuge gab. Diese tauchen ab und zu heute immer noch auf mit angeblichen "Echtheitszertifikaten"."

The making of... BULLITT
Es geschah am hellichten Tag.... San Francisco, Ostern 1968
Gary Hanson schlägt die Zeitung auf und frühstückt dabei. Im San Francisco Chronicle blättert er Seite um Seite und plötzlich stößt er auf eine Notiz. Filmarbeiten sollen am heutigen Tage an einigen Stellen in San Francisco stattfinden mit dem bekannten Schauspieler Steve McQueen und es wird über eine Sperrung der Lombard Street und einiger anderer Straßen berichtet. Weitgehendes Umfahren der Gebiete wird angeraten. Ja tätsächlich, auch unser Westküstenreporter Gary konnte sich noch an die Notiz erinnern. Leider ist er aber damals nicht hingefahren, denn sein Interesse galt noch anderem Andere Augenzeugen berichteten aber ausführlicher über die Dreharbeiten zur wohl berühmtesten Auto-Verfolgungssequenz der 60er/70er Jahre. Veröffentlicht wurde z.B. ein Bericht in Mustang Monthly 11/97, aber ausführlicheres stand in Muscle Car Review im März 1987. Dank Susan Encinas wurde der Artikel ursprünglich im Internet archiviert (mittlerweile legal nur noch auf www.ponysite.de/bullitt.htm und zur aktuelleren Berichterstattung hier noch um weiteres ergänzt z.B. aus Mustang & Fords.. Lesen lohnt also.

Die Film-Story in Kürze
Lieutenant Frank Bullit hat die Aufgabe, einen Mafia-Zeugen zu beschützen, der allerdings dann im Krankenhaus stirbt. Steve bittet den Arzt noch um Geheimhaltung mit der Veröffentlichung und läßt die Leiche verschwinden. Nun verfolgt die Mafia den Lieutenant und damit beginnt die berühmte Verfolgungsszene quer durch die Straßen von San Francisco, dann weiter auf einem Freeway mit bis zu 110 Meilen per Stunde und endet schließlich für die Verfolger im Dodge Charger 440 im Flammenmeer einer Tankstelle. Kürzer kann man es nicht erzählen und mehr Handlung gibt es eigentlich nicht, aber berühmt wurde der Film eben durch die einmaligen Verfolgungsszenen. Vor allem wurde das Tempo tatsächlich gefahren und nicht wie in anderen Filmen durch Filmgeschwindigkeitsveränderungen simuliert. Kommen wir aber zu den Details der Filmarbeiten.

‘THE GREATEST CHASE OF ALL’
Der National Observer schrieb: " Whatever you have heard about the auto chase scene in BULLITT is probably true...a terrifying, deafening shocker." Und das Life Magazine berichtete: "... a crime flick with a taste of genius...an action sequence that must be compared to the best in film history." Ebenso wie BONNIE AND CLYDE konnte BULLITT die Kinobesucher mit unglaublichen Autoverfolgungsjagden begeistern. Fahrzeuge, die kreischend über die Straßen schlitterten und fast über den Leinwandrand hinausschossen, sorgten dafür, daß der Film Kinogeschichte machte. Es gab zwar schon vorher solche Verfolgungsjagden, aber die Ausführung und die Intensität des Miterlebens waren nahezu einmalig. Viele Fans haben sich aber über die Jahre gefragt, warum ausgerechnet ein 1968 Dodge Charger 440 R/T und ein 1968 Mustang 390 GT in diesem Film verwendet wurden und wie sie für die harte Beanspruchung modifziert wurden. Das Magazin Muscle Car Review hat mit Beteiligten der Filmarbeiten gesprochen und hinter die Kulissen geschaut. Zwei Fahrer waren neben Steve McQueen hauptsächlich hinter dem Steuer des 390GT. Einer davon war Carey Loftin, Stunt Koordinator. Bud Elkins führte die meisten Stunt-Fahrten des Mustangs durch. Loren Janes doubelte McQueen fast 20 Jahre und führte auch Stunts für McQueen während der Flughafen-Szene am Ende des Films aus. Neben diesen dreien wurden noch 2 weitere wichtige Filmbeteiligte interviewt. Max Balchowsky war für die Modifikationen beider Wagen und für die Instandhaltung während der Filmarbeiten verantwortlich. Ron Riner war der "Transport-Koordinator" von Warner Brothers Doch nun zu den Interviews. Wir fragten Ron Riner nach dem Rezept für die erfolgreichen Szenen und er antwortete uns, daß es sehr spontan entwickelt wurde. Vor jeder Szene setzten sich die Location Leute, die Polizei, die Stuntmänner, der Director und Steve zusammen, um etwas abzusprechen, aber wir waren uns schnell darüber klar, daß es sehr schwierig war, denn niemand war bisher mit solchem Tempo durch die Stadt gerast. Bisher waren derartige Szenen auf gesperrten Strecken oder auf den Plätzen in den Studios gedreht worden. Die Realität setzte neue Maßstäbe. McQueen war entschlossen, die besten Jagdszenen seit Gedenken des Films zu drehen, erzählte Carey Loftin. McQueen widersprach daher der Absicht mit entsprechend verminderter Kamerageschwindigkeit zu drehen, so daß der Film nachher schneller lief. Geld spielte keine Rolle laut Steve. Die Triebfeder für McQueen war laut eigenem Bekunden gegenüber Motor Trend, daß er sich das Kinopublikum vorstellte, die sich sicher alle wünschten, gleiches mit ihren eigenen Fahrzeugen in San Francisco oder anderswo zu tun. Ein weiteres Highlight war, daß man zum erstenmal den Real-Sound aufnahm, bei einigen mußte allerdings nacher noch etwas hinzugefügt werden. So erinnert sich Bud Elkins, daß man später in Willow Springs den Mustang-Motor für Sound-Aufnahmen etwas quälte und dabei sogar das Differential zerstörte. Um sich für die Fahrten vorzubereiten, fuhren McQueen und die Beteiligten zum Cotati Race Kurs nahe bei San Francisco. "Steve hatte den Mustang voll im Griff" erinnert sich Riner. Bill Hickman, der Stunt Fahrer, der den Dodge Charger in BULLITT fuhr, war auch auf dem Kurs präsent. "Er kam hereingedonnert und ließ den Charger rückwärts in eine Lücke schleudern" erinnert sich Riner. Hickmann arbeitete gerade parallel im Film "Love Bug" mit und Loftin hatte ihn für den Film engagiert. Die Polizei war übrigens über die hohen Geschwindigkeiten und die zuerst geplanten Aufnahmen auf der Golden Gate Brücke überhaupt nicht begeistert. So wurden die Filmaufnahmen nur innerhalb einiger Blocks genehmigt. McQueen hatte auch zunächst nicht vor, einen Stunt Driver statt seiner selbst ans Steuer zu lassen, aber die Dinge entwickelten sich anders. Carey Loftin ließ ihn erst gewähren, doch als Steve eine Kurve nicht mehr kriegte und die Reifen verheizte und einiges andere, entschied man sich, Steve aus dem Auto zu holen. Die Szene ist auch im Film zu sehen. Am nächsten Morgen wurde erstmal der Haarschnitt von Bud Elkins verkürzt und in der nächsten Szene war es Bud, der die Chestnut Avenue hinunterbretterte. In dem Buch "The Films of Steve McQueen" von Casey St. Charnaz, wird auch die Frau von Steve als Grund für den "Entzug" als Grund genannt, denn sie fand zu diesem Zeitpunkt heraus, daß er alle Stuntszenen selbst machen wollte und sie hatte sicher einigen Einfluß auf die Entscheidung. McQueen, Bud Elkins, Bill Hickman, und Carey Loftin waren also die einzigen Fahrer im Film BULLIT. Loren Janes, das Double erinnert sich: "Carey Loftin war eindeutig der beste Automann im Filmgeschäft. Obwohl Steve McQueen es eigentlich nicht wollte, sah sich Loftin die Tagesaufnahmen nach den ersten Einstellungen nochmal an und im Vorführraum konnte man eine Stecknadel fallen hören. Nach der Vorführung sah auch Steve ein, daß hier jemand saß, der von dem Metier noch mehr verstand. "Mr. Loftin, wenn sie mich für eine Nahaufnahme brauchen, sagen sie mir Bescheid", so entfernte sich Steve danach.



Warum Mustang und Charger?
Max Balchowsky war damals der beste Mechaniker im Filmgeschäft und hatte den 390 GT und den Dodge Charger R/T vorgeschlagen, weil man die Fahrzeuge deutlich auseinanderhalten und keine Verwechslungen mehrerer Fords wollte. Schließlich war Ford damals Hauptsponsor von Hollywood. Es wurden zwei 68er Mustang GT Fastbacks in Highland Grün mit 4-Gang-Getriebe gekauft, auch weil sie zu diesem Zeitpunkt der beste Deal waren, nicht nur aus Ford Promotion-Sicht. Laut Bud Ekins nahm man die Mustangs auch , weil sie am ehesten den privaten Wagentyp eines Cops repräsentierten.
Lieutenant Bullit war kein reicher Mann und Steve selbst schlug noch vor, eine dicke Beule in den Kotflügel des einen Mustang zu hauen, damit man sehen konnte, daß der Wagen schon einen Unfall gehabt hatte und der Cop kein Geld und keine Zeit hatte, es reparieren zu lassen.
Warner Brothers kaufte auch die zwei Dodge Chargers mit Vierganggetriebe - "und zwar bei einem Händler in Glendale, California", erinnert sich Ron Riner. Dodge unterstützte den Kauf zwar zunächst nicht, als aber nach dem Film die Charger-Verkaufszahlen nach oben schnellten, zeigte sich auch Dodge von seiner generösen Seite bei weiteren WB-Projekten dieser Art. Vor der Filmarbeit standen aber noch einige Modifikationen an.
Max Balchowsky weiß noch, daß der Mustang reichlich Nacharbeit verlangte, um die geforderten Action-Szenen zu überstehen. "Carey sagte mir vorher nur, daß man reichlich Sprünge durchführen wollte und daß der Mustang entsprechend robust sein sollte. Ich dachte erst, man wollte von einem Cliff springen, aber als ich am Set ankam, hatte ich erst eine Ahnung davon, was hier vor sich gehen sollte". Max begann mit dem Fahrwerk, verstärkte die Federdome, installierte größere Crossmembers und Querstabilisatoren, tauschte die Federn gegen solche mit besserer Federrate aus und baute Koni Stoßdämpfer ein. Alle Fahrwerksteile wurden auf Haarrisse untersucht und ggf. ersetzt. Auch die Maschine wurde überholt. Unter anderem wurde die Verdichtung durch Planen der Zylinderköpfe erhöht und ein High Performance Zündsystem installiert. Dazu kamen Vergaseränderungen und Fächerkrümmer. "Jeder sagte mir, ich solle einen Holley-Vergaser montieren, aber ich war immer mit den Ford Vergasern zufrieden, warum sollte ich also Geld dafür ausgeben? Ein paar Einstellungsänderungen genügten und er lief gut. Dafür tauschte ich allerdings den Verteiler aus und einiges andere. Der Motor selbst wurde aber nicht auseinandergenommen. Auch Ron Riner erinnert sich, daß der der Mustang einige Verbesserungen erfuhr, nicht nur für den Film, sondern auch, weil Steve es so wollte. "Steve mochte den Sound des Wagens und er wollte Mags. Er war wirklich noch ein Kind, aber er wollte es so und so montierten wir die gewünschten Felgen.
Bei dem Dodge brauchte Max nach eigenen Angaben kaum etwas zu verändern: "Ich änderte nur wegen der zu erwartenden Aufprall-Wucht die Torsionsstäbe, verstärkte die Querlenker und montierte HD-Stoßdämpfer." Auch hier wurde natürlich trotzdem überall nach Haarrissen gesucht und ggf. Teile ersetzt. An der Hinterachse montierte Max noch ein paar spezielle Federn ohne Biegung, aber mit höherer Federrate. So konnte das Fahrzeug gleichzeitig tiefer gelegt werden. Normalerweise hätte man hier auch das sogenannte Police-Paket nehmen können, daß die Polizei oft für ihre Dodge orderte und daß den Abstimmungen in etwa entsprochen hätte, aber man wollte kein Ex-Polizeiauto, sondern einen Neuwagen. "Ich bekam die Federn von einem Freund bei Chrysler. Wir mußten einige Verstärkungen an den Lenkern am Dodge anbringen. Wir haben eine ganze Reihe an Felgenkappen verloren und es wäre wahrscheinlich besser gewesen, sie direkt wegzulassen, aber wir haben immer wieder neue montiert."
Balchowski weiter: "Ich war wirklich beeindruckt von dem Mustang, nachdem ich mit ihm fertig war. Ich hätte nicht gedacht, daß die Verstärkungen soviel ausmachten. Wir sind dann später zum Griffith Park (bei Los Angeles) gefahren und haben ein bißchen mit ihm gespielt." Der Dodge, der ja nahezu ‘ab Werk’ dastand, ließ allerdings den Mustang hinter sich." Auch Ron Riner meint: "Der Doge fuhr buchstäblich Ringe um den Mustang. Wir verkleinerten die Räder am Dodge, um einen Ausgleich zu bekommen - es waren nachher fast Fahrradräder und verschafften Bill Hickmann damit ein Handicap."

Der Tag davor
"Auch am Tag vor den Straßenszenen fuhren wir nach Santa Rosa und mieteten den Rennkurs" meinte Max, "Steve wollte den Mustang auch testen. Ein Produktionsmanager hätte dir normalerweise die Kehle durchgeschnitten, wenn du so etwas vorgehabt hättest. Ein Unfall hätte die beiden Autos zerstört und wir sollten Montag morgen um 6.00 Uhr am Set sein. Bill Hickman und Steve rasten um den Kurs und das Rennen ging nahezu unentschieden aus. McQueen und Hickman waren von ihren Autos jeweils begeistert. Und - glücklicherweise ging alles glatt ohne Zwischenfälle."

Montag, es beginnt...
Grundsätzlich waren alle der Meinung, daß die Aufnahmen gut liefen. Aber Yates und Steve waren sehr pingelig. Die Szenen wurden erst einmal getestet, beim ersten Mal mit ¼ Geschwindigkeit, dann mit der Hälfte, schließlich die Aufnahme mit der vollen Geschwindigkeit. Die Dreharbeiten dauerten insgesamt zwei Wochen. Für die Innenraumaufnahmen wurden zwei Kameras in den Fahrzeugen montiert und schwarz lackiert. Die Kameras waren nahezu fixiert und nicht gedämpft aufgehängt, daher sieht man auch im Film die harten Aufschläge. "Wir haben noch nicht einmal Panavision oder etwas ähnliches verwendet, sondern nur das kleine 185er Format und trotzdem sprangen die Zuschauer bei den Tests aus den Sitzen. Die Aufnahmen waren wirklich super gelungen" erzählte Steve später dem Magazin Motor Trend. In dem Motor Trend Interview erwähnt McQueen auch andere Ereignisse aus den Filmarbeiten, die eigentlich gar nicht geplant gewesen waren. "Erinnert ihr euch an die Szene, wo ich hügelabwärts ständig aufschlage? Das Tempo war etwa 100 mph. Ich traf dabei Bill Hickmann. Mein Mustang brach aus. Auch die Türöffner lösten sich vom Wagen, die beiden vorderen Stoßdämpfer und der rechte Lenkungshalter brachen. Das Lenkungsspiel betrug nun fast 1 ½ Fuß. Fast löste sich der Mustang auf." Es ereignete sich noch ein weiterer Zwischenfall, der die Crew etwas in Alarm versetzte. "Ein Kind" erzählt Riner, "etwa fünf Jahre alt, kam aus einem Gebäude heraus und wollte gerade die Straße betreten. Wir brachen sofort ab und brachten noch mehr Stunt-Leute und noch mehr Autos ins Bild. Damit wollten wir eine Art Barriere aufbauen, so daß vor allem die Autos eventuelle Ausbrüche der beiden abfangen sollten. Allerdings passierte damals meines Wissens danach nichts mehr derartiges." Unglaublich, wenn man bedenkt, daß damals nur 2 Polizisten anwesend waren im Vergleich zu dem Film MAD MAD WORLD, wo 40 Cops dabei waren. Ein Ereignis wurde allerdings noch mit auf Film gebannt und wurde auch später öfter als besonderes Vorkommnis auf anderen Sets erwähnt. Das war, als Bud Elkins dem Motorradfahrer ausweichen wollte. Die Polizisten verfolgten gerade die Filmaufnahmen und achteten nicht auf den sonstigen Verkehr - da schlüpfte ein Motorradfahrer durch die Absperrung und geriet in die Szene und damit in den Film. Andere behaupten dagegen, Bud Elkin habe auch den Motorradfahrer-Stunt ausgeführt. Einer hat Unrecht.-Red. Die Szene war wohl nicht geplant, aber sie blieb dann im Film.

Another Hero?
Eigentlich waren ja drei Fahrzeuge in den Straßen von San Francisco unterwegs. Das dritte war das Kamerafahrzeug. Es wurde von Pat Houstis gefahren, während Kameramann Bill Fraker filmte.Ron Riner meint, "Pat Houstis fuhr excellent und er war zu dieser Zeit spitzenmäßig". Auch Carey Loftin stimmt zu: "Pat Houstis hat das Fahrzeug selbst gebaut und es hatte einen Corvette-Rahmen mit einem super Fahrwerk und einer super Maschine. Alles andere hatte Pat demontiert, aber das Fahrzeug sah toll aus". In einer Szene folgte Pat McQueen auf dem Guadalupe Canyon Highway, eine sehr schöne Straße. Pat meinte, Steve würde sich noch zurückhalten und sollte das Pedal mal ins Blech hauen. Carey ging also in einer Pause zu Steve und sagte zu ihm: "Hey Steve, du weißt, Pat ist ein guter Fahrer und du weißt, daß wenn ich vor ihm fahren würde und es würde etwas passieren, er würde gegen einen Baum fahren, nur um mich zu verpassen. Nun weißt du, was er tun würde, um den Star des Films zu verpassen? Also gib Gas, Steve." In der nächsten Szene hatten wir alles im Kasten. Eine weitere Szene beeindruckte auch Max Balchowsky. Das war, als der Dodge-Beifahrer aus dem Wagen heraus schoß und die Windschutzscheibe des Mustangs rechts zersplitterte. "Der Special Effects Mann machte seine Sache so gut, daß es wirklich wie ein Schuß aussah. Auf jeden Fall sprach die Szene für das Ford Glas." Paul Genge war der Beifahrer von Bill Hickman im Dodge. Ron Riner erinnert sich, daß Mr. Genge, obwohl er einen knallharten Profi sehr gut spielte, wohl noch nie eine Waffe gesehen hatte. Er hatte auch bei den Szenen im Dodge soviel Angst, daß wir ihm ein paar Beruhigungsmittel geben mußten und ihn dann wieder in den Wagen verfrachteten. Mr. Hickman war der coolste Fahrer, den ich je gesehen habe"sagt Max Balchowsky, "es gab da eine Szene, wo er einen Laster überholen sollte und er sollte kaum Platz dazwischen lassen. Er machte die Sache so perfekt, daß er die Stoßstange des Lasters abriß. Das war ein Super Shot." Bei einigen Szenen passierten tatsächlich Unfälle, aber sie sahen im Film wirklich super aus. In der Szene, wo der Charger die Kontrolle verliert, einen Armco Zaun zerstört und in die Tankstelle rast, montierte Loftin ein spezielles Gestänge mit Seilen, um den Charger aus dem Mustang heraus bei 90 Meilen mitzuführen und dann loszulassen und den Charger in die nitrobestückte Tankstelle hineinrasen zu lassen. Als McQueen verkleidet fuhr er den Mustang und im Charger saßen zwei entsprechend gekleidete Dummies. Dummerweise verpaßte der Charger die Tankstelle, aber man konnte die Szene nicht wiederholen und so wurde die Explosion nachher hineingeschnitten und hatte den gewünschten Effekt. Wenn man genau hinsieht, sieht man, daß der Charger tatsächlich vorbeirauscht. Während der Filmarbeiten war eine Atmosphäre von Professionalismus und Bewunderung am Set zu spüren. Loren Janes erzählt: "Die meisten Ideen für die Jagdszenen waren tatsächlich Steves Idee. Z.B. als Hickmann und Genge zunächst hinter Steve her den Hügel hinauffuhren und dann der Mustang plötzlich verschwand. Die beiden können ihn nicht mehr entdecken, aber als Hickmann plötzlich aufblickt, sieht er Steve im Rückspiegel. Die Umkehr der Jagd ist ein dramaturgischer Wechsel der Ereignisse und war wirklich gut überlegt. Für jede der Szenen gab es tatsächlich eine Story und das vergessen vielleicht viele - der größte Stunt der Welt ist sinnlos, wenn keine Geschichte dahintersteckt." In BULLITT aber steckte eine Story dahinter. Steve wußte genau, wie jede Szene im Film wirken sollte. Niemand hat je die Elektrizität und Intensität dieser Szenen in Autoverfolgungsjagden übertreffen können.

Und was wurde aus den Mustangs?
Der Stunt-Mustang, der in den meisten Film-Szenen zu sehen ist, wurde in der letzten Szene an der Tankstelle ziemlich mitgenommen und Jahrzehnte galt er als verschollen, bis er 2017 plötzlich auf einem Schrottplatz in Baja California auftauchte. Der neue Eigner Ralph Garcia, erwarb ein Duo von 2 Mustangs für ein paar Tausend Dollar, einer davon eben den 390GT mit der VIN#558, die Solar Productions damals von Ford bekam. In Mexico wollte man daraus zunächst eine Eleanor bauen (man beachte den Frevel) und sandte kurz vorher aber noch die VIN an Kevin Marti, der den Eigner dann mit der freudigen Nachricht überraschte. Seit 2017 bis ca. Mitte 2018 wird der Wagen nun mit einigen Blechteilen in einen "period correct" Look verwandelt und sicher auf einigen Events gezeigt. Ralph Garcia wird auch bei der offiziellen Eröffnung des Mustang Owners Museums erwartet, vermutlich wird dort mehr darüber und die Zukunft des Autos berichtet.

Das sogenannte Hero Car, das wohl eher für die Innenaufnahmen und Close-ups von Steve McQueen diente, wurde damals für 2500$ von Warner Bros. verkauft. Später wechselte der Wagen noch einmal den Besitzer. Frank Maranca - ein Polizei-Detective erwarb ihn. 1974 dann annoncierte er ihn in der Road and Track und die Famile von Rob Kiernan erstand ihn. Jahrzehnte wußten aber die meisten nicht, wo der Wagen war. 1997 fand ihn jemand in der Scheune, in der er abgestellt war und sandte einigen Leuten, u.a. David Kunz die Bilder. Da sie einen ziemlich abgenutzten Wagen zeigten, einigte man sich, daß diese Bilder nie die Öffentlichkeit erreichen sollte, es wurde auch dem Eigner versprochen, denn der hatte natürlich auch mittlerweile Wind von den zu Unrecht genommenen Fotos erhalten.

Dave Kunz und Jim Smart erhielten mit den Fotos auch einige weitere Informationen. Zum Zeitpunkt, wo der Mustang-Fan Fotos von dem Wagen gemacht hatte, hatte der Wagen 60.000 Meilen drauf. Steve McQueen hat versucht - kurz nach der Scheidung von Ali McGraw - versucht, den Wagen zu bekommen, aber er war nicht erfolgreich. Rob Kiernan wollte ihn unbedingt in der Familie halten. Seine Frau hatte ihn als Schullehrerin 3 Jahre lang gefahren. Der Wagen erhielt auch von dem Großvater 2 Blessuren an der Frontseite, als er beim ersten Mal aus Versehen, beim zweiten Mal aus Absicht rückwärts in den Wagen setzte mit seinem Wagen.

In der Zeitschrift Mustang Enthusiast erschien 2010 ein Artikel über den zweiten Eigner, geschrieben von Brad Bowling. Frank Maranca hatte sich bei Brad gemeldet. Das Fahrzeug war da immer noch im Besitz von Rob Kiernan. Brad Bowling - ehemaliger Mustang Times-Redakteur stand in Kontakt mit Rob und versuchte ihn zu überzeugen, daß es besser sei, den Wagen in einem Museum zu deponieren. Allerdings hatte auch Brad Bowling den Wagen nie selbst gesehen bis 2017.
2015 verstarb Rob Kiernan, nachdem er #559 - so die Fahrgestell-Nr. mit seinem Sohn Sean den Wagen auseinandergenommen hatte.

Im Jahr 2018 zum 50 jährigen Jubiläum von Bullitt dann endlich kam ein Agreement mit Ford USA zustande. Sean hatte nun ein Problem, denn er mußte den Wagen alleine wieder zusammensetzen. Den 390er Motor hat er überholen lassen, damit er wieder fahrtüchtig wurde. Zusammen mit der Historic Vehicles Organisation ließ er den Wagen registrieren als die Nr. 21 von historisch bedeutsamen Autos. Dies ermöglichte auch, daß Ford die Gelegenheit sah, aus dem Wagen eine PR-Geschichte entstehen zu lassen, denn bessere PR als die von Mustang-Enthusiasten gibt es nicht. So wurde mit dem Chef von Sean vereinbart, daß er auf eine World Tour mit dem 68er Bullitt Mustang gehen kann in 2018. Wir werden den Wagen also auch in Europa dieses Jahr sehen, vermutlich in Le Mans oder in England beim Goodwood. Hagerty Classic in London wird sicher auch ein Besichtigungspunkt werden. Wir bleibem am Ball.